Ernährung

Ernährung aus psychotherapeutischer Sicht

 

Pasta mit frischem Gemüse

 

 

Ernährung ist ein viel besprochenes Thema, das viele Menschen auf die eine oder andere Weise betrifft.

 

 

 

Gewichtsprobleme, Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten, Ess-Gier –
Abnehmen ist Kasteiung – Nahrungsmittel-Umstellung ist unbefriedigend – Diäten enden im alten Essverhalten…

All das lässt den Glauben entstehen, dass Probleme, die mit der Ernährung verbunden sind, aus einer Unfähigkeit heraus entstünden.

Wie kommt das?

Die Antwort lautet: Kaum jemand berücksichtigt die inneren Vorgänge, die im Hintergrund das Essverhalten bestimmen.

 

Faktoren die das Essverhalten bestimmen

Die natürliche Ernährung

Unser Körper besitzt ein eigenes, angeborenes Regulations-System, welches uns sehr genau sagt, was für uns bekömmlich ist, welche Nahrungsmittel wir gerade brauchen, welche Nahrungsmenge passend und welche Abstände zwischen den einzelnen Mahlzeiten angemessen sind.

Die Gewohnheit

Gewohnheiten können ein weiterer bestimmender Ernährungsfaktor sein. Sie schaffen im Gehirn Verknüpfungen, die umso dominanter werden je länger sie bestehen. Dann reichen oft kleine Auslöser oder Verknüpfungen mit Situationen, um einen bestimmten Ablauf in Gang zu setzen.

Beispiele:

  • Gibt es jeden Tag um Punkt 15:00 Uhr Kaffee und Kuchen, wird der Körper damit beginnen, pünktlich um 15:00 Uhr nach Kaffee + Kuchen zu „verlangen“ –  auch dann, wenn der Tage andere Prioritäten mit sich bringt.
  • Besteht die Gewohnheit während des Fernsehens Chips und Ähnliches zu essen, wird das Einschalten des Fernsehgerätes ausreichen, um das Verlangen danach auszulösen.

Gewohnheit bewirkt eine Automatisierung von Abläufen, die für vieles sehr nützlich ist. Wenn es aber um die Änderung von Essgewohnheiten geht, ist diese Automatisierung oft hinderlich. Gewohnheit erzeugt ein intensives Verlangen nach dem Gewohnten und manchmal auch gleichzeitig die Idee, dass das Leben, ohne das Gewohnte, nur halb so schön wäre. Das ist ein Irrtum. Denn sobald die Umgewöhnung erfolgt ist, verschwindet das Verlangen und damit die entsprechende Idee (sofern nicht psychische Faktoren das Essverhalten steuern – siehe unten).

Wer sich darüber im Klaren ist, dass es sich „nur“ um eine Gewohnheit handelt, die sich langsam auch wieder abgewöhnen lässt, kann das drängende Verlangen, das die Gewohnheit zur Folge hat, sehr viel leichter tolerieren, ohne es erfüllen zu müssen.

Die psychische Regulation

Ein dritter Punkt ist das psychische System, das die Nahrungsmittel, die Nahrungsmenge und die Frequenz der Nahrungsaufnahme aus völlig anderen Gesichtspunkten heraus bestimmt. Der psychische Apparat sucht nach dem „psychischen Wohlbefinden“ und wählt den Vorgang des Essens oder bestimmte Nahrungsmittel, um Erfüllung zu finden.

Dabei bemerkt der psychische Apparat nicht, dass er Ereignisse, Nahrungsmittel und Gefühle miteinander verknüpft.

  • Das Lieblingsessen aus Kindertagen könnte im Erwachsenenalter mit Gefühlen von Geborgenheit verknüpft sein.
  • Eine gefühlte innere Wertsteigerung könnte daraus entstehen, dass jemand die gleiche Speise isst, wie eine bekannten Persönlichkeit.
  • Auch könnte jemand, der in der Kindheit unglücklich, wütend und frustriert war, bemerkt haben, dass Essen Emotionen in den Hintergrund drängt und er könnte dieses Verhalten im Erwachsenenalter weiterhin unbewusst praktizieren.

Ähnliches gilt für das gegenteilige Verhalten – Aversion gegenüber Nahrungsmitteln. Auch hier ist davon auszugehen, dass entweder die Nahrungsaufnahme als solche oder bestimmte Nahrungsmittel mit psychischen Inhalten verknüpft sind.

  • Eine Person, die in ihrer Kindheit während der Mahlzeiten ständig den Miss-Stimmungen und Streitigkeiten der Erwachsenen ausgesetzt war, könnte mit Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten, Übelkeit und Bauchschmerzen auf Essen reagieren.

Die Gefühle

Wenn wir genau hinsehen, bemerken wir, dass es in den meisten Fällen um Gefühle geht, die erzeugt, verändert oder verdrängt werden sollen. Manchmal entspringen die Gefühle einer Erinnerung aus längst vergangenen Zeiten, manchmal aus Gedanken und Vorstellungen und manchmal aus einer Not, die beseitigt werden soll.

Steuern Gefühle und Vorstellungen unbewusst das Essverhalten, handelt es sich um „Nahrungsaufnahme als Gefühlsregulation“, was eine mehr oder weniger ausgeprägte Form von Suchtverhalten zur Folge haben kann.

Die Möglichkeiten

Wer diese Zusammenhänge kennt, hat bereits gute Chancen, die zugrunde liegenden Faktoren zu erforschen, Inhalte zu erkennen und neue Lösungswege zu beschreiten.

Da die inneren Zustände weit komplexer sind, als das hier Beschriebene, ist es auch durchaus angemessen, sich professionelle Hilfe zu holen.

Wenn Sie es nicht schon tun – dann beginnen Sie damit Ihren Körper, Ihre Gedanken und Ihre Gefühle zu beobachten – ohne Bewertung!

Sie werden staunen, was es alles zu entdecken gibt!

Was Sie noch interessieren könnte:
Innere Räume aufrufen
www.waltraud-deiser.de

4 Kommentare zu „Ernährung

  1. Liebe Waltraud,

    herzlichen Dank für den Workshop gestern! Habe sehr viele Anregungen und Denkanstöße mitgenommen. Wichtig war, ins Erleben zu gehen und nicht nur im Kopf zu sein.

    Liebe Grüße
    Astrid